3 Bandoneons, 3 Geigen, Kontrabass, Piano und 2 Gesangsstimmen: Dieses junge zehnköpfige Orchester hat es sich zum Ziel gesetzt, der Leitlinie von Carlos Di Sarli zu folgen, nämlich Stücke melodisch, in gleichmäßigem, und daher auch gut tanzbaren Rhythmus und mit romantischem Anstrich zu spielen. Und genau das erreichen sie auch mit dieser CD!
Erfrischende Interpretationen von Gassenhauern wie „9 de Julio“ in einer langsameren Version, die einem verspielten Piano Raum gibt, „En esta Tarde Gris“, „Loca“ „Recuerdo“ und „Nostalgias“ lassen mich aufhören.
Die Stimmen von Marisol Martínez und Marcelo Rey geben den traditionellen Tangos wie „En esta tarde gris“ (Rey), einen zeitgenössischen Touch. Martínez Stimme lässt die Nebel über dem südlich von Buenos Aires sich dahin schlängenden Riachuelo-Fluss förmlich vor unseren Augen aufsteigen. Und Marcelo Rey nimmt man ab, dass er sich angesichts einer hoffnungslosen Liebe betrinken will (Nostalgias). Besonders die ersten Zeilen sind sehr eingängig: „Quiero emborrachar mi corazón, para apagar un loco amor, que más que amor es un sufrir...“ („Ich will mein Herz ertränken, um eine verrückte Liebe auszulöschen, die mehr Leid als Liebe ist...“).
Javier Arias ist der musikalische Kopf dieser Formation. Aus seinem früheren Ensemble Orquesta Típica Fervor de Buenos Aires sind 4 Mitglieder im Orquesta Típica Misteriosa Buenos Aires vertreten.
Meine persönlichen Lieblingsstücke dieser CD sind „9 de Julio“, „Recuerdo“, „Nostalgias“, „Felicia“ und „Perdóname“. 8 der 14 Stücke sind Instrumentalstücke, 13 Tangos und 1 Milonga. Außerdem gibt’s noch 2 Folklorestücke als Bonustracks (Chacarera und Gato).
Die gut tanzbare Debüt-CD dieser Formation ist nicht nur eine Bereicherung für die Musikbibliothek jeder/s Tanguera/os und DJ, sondern lässt auch gespannt weitere Arbeiten erwarten.
Das Orchester ist in Buenos Aires auch live zu sehen und zu hören, als Hausorchester mittwochs in der Milonga „La Misteriosa“ in Humberto Primo 2758. Das Orquesta Típica Misteriosa Buenos Aires live.